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DPA berichtete am 24. Nov. 2003
Verdienstausfall durch Kinder: Mehr als 100.000 Euro
Kinder sind teuer: Allein der Verdienstausfall der Mutter kann bis zum 17. Lebensjahr des Kindes 106.600 Euro ausmachen. Das hat das "Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung" in einer Studie für das Sozialministerium ermittelt, die in Wien veröffentlicht wurde. "Ganz ähnliche Daten gelten auch für Deutschland und andere europäische Industriestaaten", sagte Projektleiter Alois Guger.Geringerer Lebensstandard
Ein Paar mit einem Kind muss im Schnitt 480 Euro mehr im Monat verdienen, um
keine Abstriche am Lebensstandard hinnehmen zu müssen, heißt es in der Studie
weiter. Allein Erziehende benötigen sogar 520 Euro monatlich mehr, um genauso
gut zu leben wie eine gleichaltrige kinderlose Frau. Die Forschungsarbeit stützt
sich auf statistische Angaben des Jahres 2000.
Kaum noch Familien (Foto: dpa) |
Negative Entwicklung in Westdeutschland
Besonders alarmierend ist diese Entwicklung dem statistischen Bundesamt zufolge
in Westdeutschland. 2001 hatten gut 42 Prozent der Akademikerinnen im Alter von
35 bis 40 Jahren keine Kinder. Eine Großfamilie kommt dabei für die wenigsten
Frauen in Frage. Gerade mal jede zwölfte Frau hatte zuletzt drei oder mehr
Kinder zur Welt gebracht. Von einer kleinen Familien träumen indes nach Angaben
des iw heute noch viele Studentinnen.
Die wenigsten Kinder in Deutschland
Betrachtet man sämtliche Bildungsschichten, sieht das Bild nach Einschätzung
des iw nicht ganz so dramatisch aus. Nur rund 28 Prozent aller Frauen zwischen
35 und 40 Jahren haben noch keinen Nachwuchs. Doch selbst diese für Deutschland
nicht dramatische Zahl ist nach Ansicht des iw verglichen mit anderen Ländern
sehr wohl dramatisch. Nirgendwo sonst sei der Anteil der Frauen ohne Kinder in
dieser Altersgruppe so hoch wie hier.
Ostdeutsche sind Familienmenschen
In Ostdeutschland hat die Familie offenbar einen höheren Stellenwert. Dabei
bilden auch Akademikerinnen keine Ausnahme. 2001 waren rund 16 Prozent der
Frauen ohne Minderjährige Kinder. Bei den studierten Frauen waren es 17
Prozent. Allerdings ist die Tendenz bei ihnen deutlich steigend - vor acht
Jahren noch lag der Anteil hier bei sieben Prozent.
Bildung der Kinder in Gefahr
Dass gerade die gebildeten Frauen immer weniger Kinder bekommen, ist nach
Ansicht der iw-Experten nicht nur demographisch bedenklich. Immerhin hat die
PISA-Studie ergeben, dass der Bildungsgrad der Kinder in starken Maß von dem
der Mütter abhängt, während der Background des Vaters nur eine untergeordnete
Rolle spielt. Die durchschnittlichen Schulleistungen könnten demnach in den nächsten
Jahren also noch weiter sinken.
Studenten erfüllen sich ihre Wünsche nicht
Die Entwicklung ist jedoch nach Angaben des iw nicht nur dramatisch, sondern
auch erstaunlich. Eine Befragung des Hannoveraner Hochschul-Informations-Systems
(HIS) legt nämlich nahe, dass der Wunsch nach einer Familie bei Akademikerinnen
durchaus vorhanden ist. Sie erfüllen ihn sich aber nicht. Knapp 80 Prozent der
befragten Studentinnen gaben danach an, sich mindestens ein Kind zu wünschen.
Ihre männlichen Studienkollegen schätzten das Familienglück kaum weniger. Nur
jede 17. Befragte wollte ausdrücklich kein Kind.
Zeitfenster für Kinder immer schmaler
Würden sich alle Umfrageteilnehmer ihren Kinderwunsch erfüllen, bekäme jede
Studentin im Schnitt 2,2 Babys - eine solche Geburtenrate für ganz Deutschland
würde genügen, um die Bevölkerung konstant zu halten. Zurzeit liegt die Rate
bei 1,4 Kindern. Doch die meisten Studentinnen wollen der Untersuchung zufolge
erst ein Kind, wenn die berufliche Situation gesichert ist. Der Rest möchste
sogar erst einige Jahre Berufserfahrung sammeln. Während des Studiums ein Kind
zu bekommen, lehnten so gut wie alle Befragten ab. Das Zeitfenster für Kinder
wird somit immer kleiner. Wenn die beruflichen Ziele erreicht sind, ist die
biologische Uhr für viele Frauen dann schon abgelaufen.